Die »Polenaktion« bezeichnet die am 28. und 29. Oktober 1938 durchgeführte Abschiebung von bis zu 17.000 Juden mit polnischer Staatsangehörigkeit aus dem Deutschen Reich nach Polen. Die Ausweisung erfolgte gewaltsam und kam für die Beroffenen völlig überraschend. Unmittelbarer Anlaß für die Abschiebung war ein Erlaß des polnischen Innenministerum, der besagte, dass alle bis zum 29. Oktober nicht verlängerten Pässe ihre Gültigkeit und die Besitzer der Pässe ihr Recht auf Rückkehr nach Polen verlören.
Als der Erlass über die deutsche Botschaft in Warschau auch in Berlin bekannt wurde, erhielten kurz darauf tausende polnische Juden im Deutschen Reich ab dem 27. Oktober 1938 einen Ausweisungsbefehl, wurden verhaftet und mit größter Eile entweder zu Fuß oder in Sammeltransporten über die polnische Grenze abgeschoben. Die Sammeltransporte gelangten - je nachdem, aus welchen Teilen Deutschlands sie kamen - vor allem an drei Grenzorte: Bentschen (heute Zbąszyń), Konitz (heute Chojnice) und Beuthen (heute Bytom).
Über 8.000 Vertriebene, u.a. auch die aus NRW, wurden an die Grenze zwischen Neu-Bentschen auf deutschem und Zbąszyń auf polnischem Gebiet gebracht. Die deutsche Polizei trieb die Menschen über die Landstraßen oder entlang der Eisenbahn-gleise. Mit Gewalt wurden sie zum Überqueren der Grenze gezwungen. Unter den Deportierten waren auch ältere Menschen, die auf dem Weg starben, außerdem kam es zu Selbstmorden. Mehrere tausend Menschen irrten im Niemandsland umher, drängten sich auf dem Bahngelände, hausten im Stationsgebäude oder auf nahe gelegenen Plätzen in der polnischen Grenzstadt sowie auf den die Stadt umgebenden Wiesen.
Die Grenzbehörden in Zbąszyń internierten und registrierten die Zwangsausgewiesenen. Die Stadt mit etwa 6.900 Einwohnern wurde weiträumig abgesperrt, die Abreise nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. So mussten sich die Abgeschobenen in der Grenzstadt einrichten und gleichzeitig versuchen, die notwendigen Papiere zur Weiterreise zu erlangen. Das Lager wurde kurz vor Kriegsbeginn aufgelöst.
Die Ausweisungsaktion war die erste größere Deportation, die die Koordinierung von Polizei, Reichsbahn, Diplomatie und Finanzbehörden erforderte.