Zbąszyń (Bentschen) in Polen, damals wie heute Bahnhof
»Ich sehe mich noch einige Stunden auf dem Bahnhof stehen und mit mir noch 1.500 Juden. Verabschieden konnte man sich kaum. Es kam einem auch alles noch so traumhaft und unmöglich vor. Bevor man noch überlegte, saß man schon im Zug und fuhr – fuhr hinein ins Ungewisse. So kamen wir bis nach Zbaszyn. Doch da entstand eine neue Schwierigkeit. Polen wollte uns nicht weiter hinein lassen. So standen wir auf dem Bahnsteig die ganze Nacht. Es kamen immer noch Züge und immer mehr Menschen, denen es genauso erging wie uns. Der Bahnhof wurde voller und voller. Er fasste schon die Menschen nicht mehr – 5.000, 6.000, 7.000! Längst stehen schon die Menschen nicht mehr in der Halle. Nun fängt es an zu regnen. Es regnet unaufhörlich. Man friert und ist müde. Manche können den Zustand nicht länger ertragen. Manche werden ohnmächtig, da wird jemand krank, einer schmiss sich in seiner Verzweiflung vor den Zug! – So ging es die ganze Nacht, doch auch die nahm ein Ende. Am anderen Morgen wurde registriert, man suchte Wohnungen, errichtete Massenquartiere. Es würde bestimmt nicht auf lange sein.« (Susi Schmerler, 1939)
