Essen, damals Feuerwehrstation, heute Parkhaus
»Dann kam der 28. Oktober 1938. Ich war damals fünfzehn Jahre alt. Dieser Freitag fing für uns um vier Uhr morgens an. Die Polizei klopfte an unserer Tür, mein Vater wurde mitgenommen und meiner Mutter, Schwester und mir befahlen sie, um 10 Uhr vormittags mit leichtem Gepäck zu der Feueranstalt zu kommen. Wie wir dort ankamen, sah ich einen großen Saal voll mit hunderten von Leuten. Viele Verwandte, Bekannte, ganze Familien, alte Leute, junge Kinder und auch Kranke. Keiner wusste, was mit uns geschieht.
Nachmittags wurden wir in Reihen zum Bahnhof geführt, wo wir in einen Sonderzug einstiegen. Unterwegs traten SA-Männer in unseren Wagen und verlangten, alle Summen Geld über 20 Mark pro Person
abzugeben. Sie sagten uns auch, dass wir nach Polen ausgewiesen werden. Nachdem wir die ganze Nacht fuhren, kamen wir in Bentschen an. Wir mussten aussteigen und wurden von SA-Männern an die Grenze geführt. Dort befahlen sie uns, bis zur polnischen Grenze zu gehen. Wir wurden gewarnt: ›Wer zurückkehrt, wird erschossen.‹ Wir gingen also vorwärts. Ich hörte auch Schüsse hinter uns. Wir gingen über Felder im ›Niemandsland‹ ohne Wege.«
(Chaja Chowers, 1981)
