Düsseldorf, damals Polnisches Konsulat, heute Schauspielhaus
»Es war an einem Freitag. Ungefähr um 11 Uhr kam die Lehrerin in unsere Klasse und sagte: ›Alle drei Mädels, die polnisch sind, gehen nach Hause!‹ Es war niemand zu Hause. Ich wartete und wartete, und dann kam meine Mutter mit einem großen Koffer. Wir besaßen keine Koffer, also hatte sie einen großen Koffer gekauft. Ich fragte nach meiner Schwester, und es hieß: ›Die ist zum Konsulat gefahren.‹ Wir gingen dann zu dem Sammelplatz. Viele andere waren dort. Ein Polizist fragte mich, wie alt ich wäre. Ich war erst 14, da sagte er: ›Du brauchst noch nicht weg zu fahren, geh nach Hause. Es ist besser hier als in Polen.‹ Ich saß wieder zu Hause und wartete auf meine Schwester. Sie kam erst um fünf Uhr mit einem Polizisten. Sie sagte: ›Ich war im Konsulat, aber jetzt muss ich zum Sammelplatz fahren.‹ Ich wollte nicht alleine zu Hause bleiben und fuhr mit. Wir kamen dort an, es war schon Sabbat. Plötzlich rief man den Namen meiner Schwester: ›Myriam Fass, kommen Sie bitte her! Das Konsulat will, dass Sie hierbleiben, und auf das Eigentum der polnischen Juden achten.‹ Meine Schwester erwiderte: ›Wenn ich bleibe, muss meine Mutter auch bleiben. Ich kann nicht alleine das Haus versorgen, wenn ich arbeite.‹ Meine Mutter durfte auch bleiben. Also gingen wir drei nach Hause.« (Sarah Amiram, 2012)
